Quantcast
Channel: Krieg – Papstgeflüster – Das Vatikan-Blog
Viewing all articles
Browse latest Browse all 59

Papst: Friedensappell und Konsumkritik

$
0
0

Papst Franziskus hat zu Weihnachten eindringlich dazu aufgerufen, Konflikte auf dem Weg des Dialogs zu lösen und die etwa für Syrien, Libyen und die Ukraine geschlossenen Friedensvereinbarungen umzusetzen. Er forderte in seiner Weihnachtsbotschaft beim traditionellen Segen Urbi et Orbi am Mittag die internationale Gemeinschaft auf, die „Grausamkeiten“ des IS und anderer terroristischer Gruppen zu stoppen. Israel und die Palästinenser rief er auf, „wieder in direkten Dialog miteinander“ zu treten. In der Nacht hatte das katholische Kirchenoberhaupt einen ungehemmten Konsumrausch angeprangert und einen einfachen Lebensstil gefordert. Zugleich mahnte Franziskus bei der Christmette mehr Mitleid, Einfühlungsvermögen und Barmherzigkeit in der Gesellschaft an. Eine „Kultur der Gleichgültigkeit“ werde oft erbarmungslos, erklärte er. Die Welt sei häufig hart gegenüber dem Sünder und „lässig-weich gegenüber der Sünde“. Nötig sei hier ein „starker Gerechtigkeitssinn“.

Ein nachdenklicher Papst Franziskus an Weihnachten 2015. Er will, dass das Heilige Jahr der Barmherzigkeit die Herzen der Menschen verändert und dadurch Dialog, Begegnung, Versöhnung und Frieden möglich wird. (Quelle: ap)

Ein nachdenklicher Papst Franziskus an Weihnachten 2015. Er will, dass das Heilige Jahr der Barmherzigkeit die Herzen der Menschen verändert und dadurch Dialog, Begegnung, Versöhnung und Frieden möglich wird. (Quelle: ap)

Dank für Flüchtlingshilfe

In seiner Weihnachtsbotschaft erinnerte Franziskus nicht nur an die Konflikte in aller Welt, sondern auch an das Schicksal von Kindersoldaten, von Frauen, die unter Gewalt leiden, sowie der Opfer von Drogen- und Menschenhandel. Noch heute seien „Scharen von Männern und Frauen ihrer Menschenwürde beraubt und leiden wie das Jesuskind unter Kälte, Armut und unter der Ablehnung durch die Menschen“. Ausdrücklich dankte er allen, die sich um Flüchtlinge kümmern und ihnen helfen, „sich in die Gesellschaften, die sie empfangen, einzufügen“. Er forderte mehr Einsatz gegen Arbeitslosigkeit und den Schutz „jeden menschlichen Lebens“. Trost und Kraft erbat er für die verfolgten Brüder in vielen Teilen der Welt.

In der Predigt in der Christmette waren einige Interessante Passagen. Franziskus sprach davon, dass die „Skeptiker, die allein den Verstand befragen“ niemals die Wahrheit finden würden. Christen „dürfen nicht in Trägheit verharren“. Es sei ihnen nicht gestattet, „unbeweglich zu sein“. Schließlich dann seine klare Kritik am Konsum. In einer Gesellschaft, „die oft trunken ist von Konsum und Vergnügung, von Überfluss und Luxus, von Augenschein und Eigenliebe“ rufe das Jesuskind zu einem „einfachen, ausgewogenen und gradlinigen Verhalten auf, das fähig ist, das Wesentliche zu erfassen und zu leben“.

Weihnachten 2015 ist anders

Same procedure as every year, könnte man zum Weihnachtsfest im Vatikan sagen. Der Papst ruft zum Frieden auf und geißelt die Konsumgesellschaft. Allerdings einige kleine Änderungen gab es doch. Das waren zum einen die massiven Sicherheitsvorkehrungen, zum anderen die Gestaltung des Weihnachtsbaums. Niemand durfte auf den Petersplatz ohne Sicherheitskontrollen wie am Flughafen. Das habe ich in 20 Jahren hier zu Weihnachten noch nicht erlebt. Polizisten, Carabinieri, Militärs in Zivil und Uniform, dazu Spezialkräfte zur Terrorabwehr sind im Einsatz. Die italienischen und vatikanischen Sicherheitskräfte möchten den Pilgern und Touristen ein Gefühl der Sicherheit vermitteln.

Eine weitere Neuerung, zumindest im Kleinen, findet sich ganz unspektakulär am Weihnachtsbaum auf dem Petersplatz. Der ist in diesem Jahr ungewöhnlich bunt geschmückt. Statt silberner Kugeln hängen in diesem Jahr hunderte Kugeln in unterschiedlichen Farben an der 25 Meter hohen Fichte aus Bayern. Gestaltet wurden die Kugeln von Kindern, die in italienischen Krankenhäusern mit dem Leben kämpfen. Meist leiden sie an Krebs oder anderen schweren Krankheiten. Sie haben den „Weihnachtsbaum der Wünsche“ geschaffen. Mit Keramik haben sie ihre Hoffnungen gestaltet: ein Ausflug mit der Familie zum Meer, ein Haustier, spielen mit anderen Kindern. Die Kinder liegen in elf Krankenhäusern in Italien von Bozen im Norden über Pescara und Rom bis Catania im Süden.

In diesem Jahr ist Weihnachten in Rom anders. Das liegt allerdings weniger am Außerordentlichen Heiligen Jahr der Barmherzigkeit, das am 8. Dezember begonnen hat. Es liegt an der Anspannung, die über der Stadt liegt aufgrund der jüngsten Terroranschläge in Paris und an anderen Orten. Franziskus möchte dem die Botschaft des Dialogs entgegensetzen. Weihnachten soll, so der Papst in seiner Weihnachtsbotschaft, „ein Tag des Friedens [sein], an dem es möglich wird, einander zu begegnen, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich zu versöhnen“.

P.S. Ein Rückblick auf das Jahr 2015 und Papst Franziskus gibt es bei heute.de: Franziskus – ein Papst der Widerstände und hier im Video:

P.P.S. Die Redaktion wünscht allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 59